Gatow und die Frauen der Luftbrücke

Die Abbildungen von Frauen während der Berliner Luftbrücke waren stark von den vorherrschenden gesellschaftlichen Normen und patriarchalen Strukturen beeinflusst. Frauen wurden oft in traditionellen, häuslichen Rollen gezeigt und als Hilfsbedürftige oder Unterstützerinnen dargestellt, während die Hauptakteure männlich waren. Diese Darstellungen wurden durch Medien, Fotografie, Film und Literatur verstärkt und dienten sowohl der Propaganda als auch der Aufrechterhaltung von Geschlechterrollen. Sowohl in der zeitgenössischen als auch in der heutigen Betrachtung wird die Luftbrücke als ein von Männern dominiertes Ereignis wahrgenommen.Erst in den letzten Jahren fand die Rolle der Frauen während der Luftbrücke Beachtung in der Geschichtswissenschaft. Auch in der zeitgenössichen Fotografie zur Luftbrücke spiegelte sich das patriarchale Heldenmuster wider. Die Bilder von strahlenden Piloten oder von kohleverschmutzten, schwitzenden Arbeitern waren so prägend, dass sie über Generationen das Narrativ des Luftbrückenwunders formten.

Obwohl von der Öffentlichkeit unbeachtet, war die Realität für Tausende Frauen eine ganz andere. Der rekordschnelle Bau des Tegeler Flugplatzes wäre ohne die 15.000 Frauen nicht möglich gewesen. Auf dem britischen Flugplatz Gatow waren Frauen ebenfalls sehr präsent. Sowohl deutsche als auch britische Frauen leisteten ebenso wie ihre männlichen Kollegen in den 12 Stunden arbeitenden Arbeitskolonnen ihren Dienst. Von den 1544 in Gatow eingesetzten Hilfsarbeitern im Januar 1949 waren 187 Frauen. Bei der RAF waren Frauen noch präsenter: Von Beginn bis zum Ende der Luftbrücke bildete das Kontingent der Women’s Royal Air Force (WRAF) eine Schlüsselstelle und übernahm wichtige Aufgaben in der Organisation des täglichen Flugablaufs. Trotzdem prägten auch hier bekannte Muster die Fotografien.