„Wir fliegen aus Berlin“

Das war die Überschrift eines Schulzeitungsartikels, den der Berliner Schuljunge Braatz im März 1949 an seiner neuen Schule in Kassel schrieb. Wie viele tausend andere Kinder aus Westberlin wurde er im Rahmen der Operation Storch über die Flugplätze Gatow und Tempelhof aus Berlin ausgeflogen.

„Als alle Formalitäten, die zu einem Flug nötig sind, erledigt waren, flogen wir, 80 Kinder, am 21. September 1948 vom Flugplatz Gatow in Berlin los. Es waren insgesamt vier Dakotas, die nach Lübeck flogen. Auf jedes Flugzeug kamen ungefähr 20 Mann. Gegen halb zwölf Uhr vormittags war es soweit, und wir starteten. Der Flug dauerte eineinhalb Stunden. Es war sehr schön, sich die Welt so von oben anzusehen, aber die Luftlöcher darf man dabei nicht mit einbeziehen. Ab und zu mal so ungefähr 10 bis 20 Meter abzusacken ist auch gerade kein Vergnügen. Na, es hat wenigstens Spaß gemacht, so über allem durch die Luft zu fliegen.“

Die Operation "Storch", im Gegensatz zur bekannteren "Kinderluftbrücke", ist weniger in der öffentlichen Wahrnehmung verankert. Während der "Kinderluftbrücke", die von 1953 bis 1957 stattfand, spielte hauptsächlich die US Air Force eine Rolle, indem sie den Transport der Kinder in beide Richtungen übernahm. Im Kontrast dazu waren es während der Berlin-Blockade vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 britische Flugzeuge, die Hilfsgüter nach West-Berlin brachten und Berliner Kinder auf dem Rückflug zu ihren Basen in der Nähe von Hamburg, Lübeck und Hannover mitnahmen. Tausende Kinder im Schulalter hatten das blockierte Berlin über den Flugplatz Gatow bis Mai 1949 verlassen und mussten sich in ihren neuen Schulen in der Bizone integrieren und Anschluss finden. Erst nach dem Ende der Berlin-Blockade und dem Wiederaufnehmen des Interzonen-Autobahn- und -Zugverkehrs konnten diese Kinder wieder zu ihren Familien und Freunden nach Westberlin zurückkehren.